5. Bayern-DoSi – Segelkunstflugwettbewerb am Flugplatz Thannhausen

Im August 1984 war der MLV Ausrichter der Bayerischen Segelkunstflugmeisterschaft. Nun nach “nur” 37 Jahren war es an der Zeit daran anzuknüpfen und den Flugplatz Thannhausen erneut als Austragungsort für fliegerische Höchstleistungen im Kunstflug bekannt werden zu lassen.

Am Wochenende des 04./05. September fand der 5. Bayern DoSi bei uns am Flugplatz Thannhausen statt. Dabei handelt es sich um einen Segelkunstflugwettbewerb bei dem ausschließlich auf Schuldoppelsitzern geturnt wird. Der Bayern DoSi soll dabei eine Heranführung an den Wettbewerbskunstflug in sportlich lockerer Atmosphäre sein. Im Vordergrund steht die Förderung des Segelkunstfluges in Bayern und die Verbesserung des Leistungsstandes. Ausrichter sind der Förderverein Segelkunstflug Bayern e.V. und der MLV.

Schon letzte Woche trafen die ersten „Teilnehmer“ des DoSi am Flugplatz Thannhausen ein: Rollmops und Salzlohre. So werden die beiden Kunstflugzeuge vom Typ ASK-21 genannt, die vom Förderverein für Segelkunstflug im BWLV für den Wettbewerb zur Verfügung gestellt wurden. Die ASK-21 ist nicht nur voll kunstflugtauglich, sondern auch ein weit verbreitetes Schulflugzeug. Perfekt also für den Bayern-DoSi. Die meisten PilotInnen kennen den gutmütigen Doppelsitzer schon aus der Flugausbildung, also eine perfekte Wahl für den Einstieg in den Wettbewerbskunstflug. Als dritter Doppelsitzer hatten die beiden Teilnehmer aus Bad Wörishofen ihren Twin 3 Acro mitgebracht, ebenfalls ein in der Schulung häufig eingesetztes Flugzeug mit Kunstflugeigenschaften.

Am Freitagnachmittag folgten nach und nach die 19 Teilnehmer, ihre Begleiter und die Funktionäre: Punktrichter, Schreiber, Wettkampfleiter, Safetypiloten, usw. Nach der Anmeldung und 3G-Check wurden Salzlohre und Rollmops aufgerüstet und startbereit für Trainingsflüge gemacht. Zur Vorbereitung gehörte auch ein Briefing zum Flugbetrieb und der Lage der Kunstflugbox durch Gastgeber und Abteilungsleiter Segelflug Thommy Kraus. Die Kunstflugbox, ein Rechteck mit 1 km Kantenlänge, wurde über den Thannhauser Baggerseen, nördlich der Landebahn platziert und mit Stoffbahnen am Boden markiert. Bei den Wettkampfflügen galt es innerhalb dieser Begrenzung zu bleiben und die Flüge an den Mittellinien der Box auszurichten.
Nachdem unser Vereins-UL nur bedingt für F-Schlepps von schweren Doppelsitzern geeignet ist, half am Freitag René mit seiner gut motorisierten RV-7 aus. Die meisten Piloten nutzen gerne die Möglichkeit das bekannte Programm noch einmal zu trainieren und sich mit den lokalen Gegebenheiten vertraut zu machen. Abends nach dem Essen trommelten die Vorstände des Förderverein Segelkunstflug und des MLV alle Anwesenden zum ausführlichen Wettkampfbriefing zusammen. Felix Fleischhauer, 1. Vorsitzender des Förderverein Segelkunstflug Bayern begrüßte herzlich alle Teilnehmer und Helfer. Dazu gehörten u.a. Wettbewerbsleiter Klaus Leinert und Sportreferent Segelkunstflug im Luftsportverband Bayern Reiner Scheler, die erfahrenen Safety-Piloten Sebastian Dirlam und Robin Kemter, Schlepppilot Sammy, sowie Chief Judge Suna Brunemer und ihr Punktrichterteam. Es folgte nochmals eine ausführliche Erläuterung zu den Regeln durch Suna, sowie des zu absolvierenden Programmes durch Robin.

Bekanntes Programm des 5. Bayern-DoSi

Im Morgengrauen des Samstages wurde auch der Twin 3 des LSV Bad Wörishofen aufgerüstet. Etwa 250 Meter südlich des Flugplatzes wurde die „Judge-Line“ eingerichtet. Von dieser Position aus verfolgen die 4 Punktrichter Barbara, Linda, Rainer und Tobi, sowie die Chefpunktrichterin Suna die Kunstfüge. Dank der guten Vorbereitung am vorherigen Abend konnte fast pünktlich um 9 Uhr der erste F-Schlepp abheben. Die Piloten hatten im ersten Durchgang ein bekanntes Programm zu absolvieren. Begonnen wurde immer mit dem „Anwackeln“, dabei rollt das Segelflugzeug 3-mal nach links und rechts und signalisiert den Judges, dass es losgeht. Als erster war Segelfluglehrer Simon Bönisch aus Bad Wörishofen in der Box. Das bekannten Programm begann er mit einer fallenden Linie (30° abwärts) um Fahrt für die zweite Figur zu holen. Beim Aufschwung zog der Pilot nach oben, flog einen halben Looping und blieb danach im Rückenflug. Seine Begleiterin Johanna konnten dabei kopfüber über Thannhausen bestes Panorama erleben. Weiter ging es mit einer Rolle zurück in die Normalfluglage, danach folgte das „Käseeck“: Der Pilot zieht in eine etwa 30° steigende Linie, rollte das Flugzeug in den Rückenflug, bevor es in scharfem Winkel hinab, senkrecht Richtung Boden ging – kurz Linie zeigen und abfangen. Es folgten noch fünf weitere Figuren, die von der Juryposition mit Adlersaugen beobachtet wurden. Mittlerweile ist dort neben dem WM-erfahrenen Punktrichterteam auch Eugen Schaal eingetroffen, Vize-Weltmeister im Segelkunstflug. Man kennt sich gut unter den Kunstfliegern und den Bayern-DoSi wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Gegen 14:30 Uhr lag die Bewertung des ersten Durchgangs mit durchweg sehr guten Leistungen vor. Die bestbewerteten neun PilotInnen wurden für den zweiten Durchgang in die Advanced Klasse eingeteilt, die weiteren 10 hatten in der Sportsman Klasse ein etwas einsteigerfreundlicheres Programm zu erwarten. Vor dem Anwackeln zum zweiten Flug wurde wieder ausführlich gebrieft. Die Teilnehmer konnten die unbekannten und herausfordernden Programme nun zum ersten Mal betrachten. Die Safetys Robin und Sebastian nahmen sich dabei viel Zeit, die Figuren zu erläutern. Beide sind Kunstflieger mit Wettbewerbserfahrung und gaben reichlich Tipps und Hinweise um eine gute Bewertung zu erhalten.
Zurück am Start wartete Sammy mit dem Schleppflugzeug, dem Ultraleichtflugzeug WT-9 Dynamic, schon auf die nächsten Starts. Mit den „Turboschlepps“ waren die Doppelsitzer im Nu auf 1250m über Grund gezogen. Mit max. 1200 Meter Höhe durfte begonnen werden und spätestens bei 450 Meter Höhe musste das Programm beendet sein, ansonsten drohte Punktabzug. Mit einer Taktung von rund 12 bis 14 Minuten gingen die Doppelsitzer in die Luft. Nun zumeist mit einem der beiden Safetys auf dem zweiten Sitz. Robin und Sebastian durften zwar nicht eingreifen, aber konnten insbesondere den noch unerfahrenen Wettkampfpiloten das Programm ansagen und so für etwas Unterstützung und ein sicheres Gefühl sorgen. Der Betrieb lief reibungslos und wie geplant konnte der zweite Durchgang bis zum Abend absolviert werden. Mit Musik und Lagerfeuer ließ es sich noch eine ganze Weile aushalten, zumindest für die Begleiter, denn die Teilnehmer mussten am nächsten Morgen früh raus und top fit sein.

Die zweiten Unbekannten hatten es in sich und viele Teilnehmer mussten mit Figuren umgehen, die sie bisher noch nie geflogen waren. Wieder gab es dazu ausführliche Briefings von Robin und Sebastian. Sammy war bereits am Samstag auf eine 140-PS Dynamik umgestiegen. Unglaubliche 8 Minuten reichten für das Kraftpaket, um die Doppelsitzer in die Box zu schleppen und wieder zu landen. In diesem Tempo konnte im 10 Minuten Takt geturnt werden bis um 14 Uhr der letzte Kunstflieger über dem Flugplatz sein Können bewies.

Den besten Einzelflug und damit den Wanderpokal konnte Michael Köllner (SFC Stiftland) mit 79,7% in der Bekannten erturnen. Mit etwas Abstand folgten Fabian Regnet (LSV Beilngries) auf Platz 2 mit 71,8% in der 1. Unbekannten und MLV Pilot Thorsten Schneider auf Platz 3 mit 69,3% in der Bekannten.
In der Advanced Klasse hatte am Ende Florian Fischer vom LSV Hayingen die Nase vorne, in der Sportsman Klasse war Fabian Regnet siegreich. Beide haben neben dem Pokal auch einen Gutschein für einen Tageskurs im Wakepark Turncable erhalten. MLV Kunstflieger Thorsten hatte das Treppchen nur knapp verfehlt und landete in der Advanced Klasse auf Platz 4. Christoph Deuring aus Krumbach war zum allerersten Mal dabei und belegte in der Sportsman Klasse Platz 7.
Nachdem Michael Köllner den bestbewerteten Flug hingelegt hat, findet der 6. Bayern-DoSi 2022 voraussichtlich in Tirschenreuth beim SFC Stiftland statt. Wir freuen uns schon tierisch drauf.

Ein herzlicher Dank gilt allen Funktionären und Helfern, die den Bayern-DoSi ermöglicht haben, sowie der Sparkasse Günzburg-Krumbach und dem Wakepark Turncable für die Unterstützung als Sponsoren.

MLV Teilnehmer Todde hat seine Flüge per Video festgehalten. Beim ersten Flug war unsere Flugschülerin Isabel mit dabei, danach bekam er unterstützung durch Safety-Pilot Sebastian.