Mein Weg zum Segelfluglehrer – Teil 2: Vorausbildung im Verein und Vorauswahlpruefungen

Zum ersten Teil meines Blog: „Teil 1: Des Pudels Kern (Die Entscheidung)“

Nach der (ersten) Anmeldung, war erstmal gespanntes abwarten angesagt. Zwar war der Fluglehrerlehrgang auf der LVB (Luftsport Verband Bayern) Homepage noch nicht offiziell ausgeschrieben, trotzdem bin ich nur auf der Warteliste gelandet. Verdammt nochmal, ich hätte mich schon früher beim LVB melden sollen… Aber das war vorerst eh nicht wichtig, denn ob, wie und vor allem wann der Lehrgang ggf. stattfinden würde, stand noch nicht fest. Wie schon im letzten Blog erwähnt, musste wegen Einführung der ATO auch der Fluglehrerlehrgang angepasst bzw. mit den Luftämtern abgestimmt werden.

Ende Januar erreichte mich dann endlich die erlösende Klarheit: Die Landesausbildungsleiter Peter Hofmann und Franz Schütz konnten noch alles in trockene Tücher bringen und der Lehrgang wird noch 2015 organisiert. Zeitlich hatte sich aber einiges verschoben: Der Theorielehrgang wird Anfang Juni stattfinden, die Praxis folgt im August. Kurze Zeit später bekomme auch ich nochmals eine Mail von Peter, denn wegen den neuen Terminen mussten wohl einige andere Teilnehmer absagen und ich konnte nachrücken. Super, es klappt also doch noch!
Ab da ging es Schlag auf Schlag weiter, fast im Wochentakt gibt es neue Infos zum Lehrgang. Parallel dazu lief im LVB noch die besagte Einführung der ATO und des zugehörigen Webportals, daher organisierten die Landesausbildungsleiter den Lehrgang mehr oder weniger im Alleingang, um die LVB Geschäftsstelle und insbesondere Frau Ostertag etwas zu entlasten.

Die erste wichtige Hürde war die theoretische Vorauswahlprüfung. Das hört sich erstmal etwas bedrohlich an, bedeutete aber lediglich eine Theorieprüfung abzulegen, wie jeder andere Segelflugschüler auf seinem Weg zum Schein. Für mich hieß es also wieder fleißig büffeln. Abends, am Wochenende und an zwei Urlaubstagen habe ich mir nochmals die Flugtheorie und den aktuellen Fragenkatalog zu Gemüte geführt. Seit meiner Theorieprüfung zum Segelflugschein vor einigen Jahren hatte sich einiges verändert, vor allem beim Thema Luftrecht. Vieles hatte ich aber auch wieder vergessen, vor allem zu Themen, mit denen man sich nach der Prüfung nie mehr oder nur selten beschäftigen musste. Insofern war die Auffrischung auch sehr sehr nützlich.
VorbereitungTheorie
Am 25. April war dann der Prüfungstag gekommen und ich machte mich auf den Weg nach Greding, dem geographischem Mittelpunkt Bayerns erklärte man mir. Die Gruppenfluglehrer Alexander Allen und Karl Kölle organisierten dort die theoretische Vorauswahlprüfung, die je 20 Fragen zu allen Fächern nach dem aktuellen Fragenkatalog umfasste. Gespannt war ich natürlich auch auf die anderen elf Teilnehmer, die ich zum ersten mal kennen lernen würde. Bis 10 Uhr sind dann auch alle nach und nach eingetrudelt und wir stellten uns gegenseitig vor. Vom erfahrenen älteren Piloten bis zum jungen Wettbewerbsflieger war alles dabei und mit Andrea ist auch eine Pilotin in unserer sympathischen Anwärtergruppe. Nach einigen kurzen Erläuterungen zum Ablauf des Lehrgangs und natürlich der bevorstehenden Prüfung ging es dann endlich los. Dank der ausführlichen Vorbereitungen fühlte ich mich nicht sonderlich nervös, so waren die Fragebögen schnell beantwortet und ich ging nach draußen und gesellte mich zu den ersten paar Wartenden. Nach und nach kamen auch die restlichen Prüflinge hinzu. Die ein oder andere Frage wurde noch erörtert, aber dann ging es schnell zum Flieger-Small-Talk über, also wie es so an den Plätzen läuft mit Nachwuchs, Lehrern, Wettbewerben und so weiter. Nachdem fast alle fertig waren (zwischen den Fächern gab es sowieso kurze Pausen) machten wir uns über das Mittagessen her. Dabei verrieten uns die beiden Gruppenfluglehrer bereits das ein oder andere Detail zum Theorie- bzw. Praxislehrgang und beantworteten unsere Fragen zur Vorausbildung im Verein. Schon hier konnten sie uns verraten, dass fast alle Prüflinge bestanden hatten großteils mit über je 90% korrekt beantworteten Fragen in den einzelnen Fächern. Der Rest wird die noch nicht gelungenen Fächer nachschreiben können. Ich jedenfalls hatte bestanden und freute mich tierisch! Kaum war ich zuhause angekommen, erreichte mich auch schon die Mail mit meinen Ergebnissen: Luftrecht 90%, Allgemeine Luftfahrzeugkunde 100%, Flugleistung und Flugplanung 85%, Menschliches Leistungsvermögen 100%, Meteorologie 95%, Navigation 100%, Grundlagen des Fliegens 100%, Betriebliche Verfahren 100%. Wow, besser als gedacht, aber die 85% hätten nicht sein müssen. Während der Prüfung wusste ich schon, dass ich die geforderten 75% sicher richtig habe und um schneller fertig zu sein hatte ich zwei Rechenaufgaben geschätzt, anstatt sie durch zu rechnen. Bei den beiden hatte ich dann wohl daneben gelegen, aber was soll’s – bestanden ist bestanden.

Nun sollte es zügig weitergehen mit der Vorausbildung im eigenen Verein. Dabei sollen sich die Fluglehreranwärter an das Fliegen vom hinteren Sitz im Doppelsitzer gewöhnen. Vorne, auf dem Pilotensitz, nimmt der Fluglehrer platz. Irgendwie ist das ein schräges Bild, denn auch die Flugschüler grinsen zu uns herüber. Zwanzig dieser Flüge müssen spätestens bis zum Beginn des Praxislehrgang durchgeführt werden, davon mindestens drei mit einem Gruppenfluglehrer, der dann die praktische Vorauswahlprüfung abnimmt. Beim MLV habe ich im April und Mai immerhin acht solche Flüge mit Bergfalke und Twin absolviert. Eine etwas andere Perspektive, wenn plötzlich ein Kopf direkt voraus die Sicht einschränkt und auch seitlich die Tragflächen den Blick nach hinten-unten versperren. Auch Start und Landung fühlen sich etwas anders an. Aber schon nach zwei bis drei Starts und Landungen mit unseren Fluglehrern Beppo und Uli habe ich die neue Situation im Griff. Wir fliegen einige der für die Schulung üblichen Manöver, wie Vollkreise, Rollübungen, hochgezogene Fahrtkurven und beenden die Flüge mit (Kurven)-Slips bzw. Anflügen aus ungewohnten Positionen. Alles klappt soweit, die praktische Vorauswahlprüfung kann kommen.

Twin-hinten_thumb

Es ist Mitte Mai und das Wetter ist erstmal nicht all zu gnädig. Ich fürchte schon, dass ich die Prüfung nicht mehr vor Beginn des Theorielehrgangs schaffe. Viel Niederschlag lässt die Grasbahnen in unserer Region aufweichen und macht so Flugbetrieb schwierig. Der für den MLV zuständige Gruppenfluglehrer Hermann Walter wird die praktische Vorauswahlprüfung abnehmen und nach einigen Telefonaten entschließen wir uns am Sonntag, 24. Mai, einen Versuch zu Starten. In Weißenhorn, dem Heimatplatz von Hermann ist die Start- und Landebahn noch sehr aufgeweicht, ich hoffe das Beste und mache mich auf den Weg. Kaum angekommen, bekomme ich einen Anruf von meinen Eltern: „Thomas du bist heute früh Onkel geworden“ – wow der Tag fängt ja gut an, ich freue mich dusselig und versuche mich dann aber wieder auf die anstehende Prüfung zu konzentrieren. Hermann und einige andere Weißenhorner sitzen bereits auf der Flugplatz-Terrasse und erwarten mich. Nach ein bisschen Papierkram (ohne geht leider nichts mehr in der Fliegerei) geht es los, wir hallen die ASK21 aus und ich führe den Check durch. Die Prüfung beginnt quasi schon am Boden, denn Vorflug-Check und nötige mitzuführende Dokumente gehören genau so dazu, wie das Fliegen selbst. Am Rand der Bahn, vermutet Hermann, könnte es fest genug sein um per F-Schlepp raus zu kommen. Wir positionieren den Doppelsitzer, bereiten uns mental auf einen Startabbruch vor und schon geht es los. Mein Prüfer behält glücklicherweise recht und wir kommen recht gut weg von der feuchten Piste. Während den drei Prüfungsflügen wird dann das „Programm abgearbeitet“, ich fliege verschiedene Flugübungen vor, auch Start und Landung bzw. der F-Schlepp gehören dazu. Hier und da gibt mir Hermann Anweisungen, was noch zu verbessern ist und wir wiederholen die Übungen gegebenenfalls bis alles optimal abläuft. Beim letzten Flug setzt dann langsam auch die Thermik ein, da das Prüfprogramm soweit absolviert ist, versuchen wir noch etwas oben zu bleiben und die Thermik auszunutzen. Nach einigen Runden im 0-Schieber, also einem Aufwind der gerade mal reicht, damit man die Flughöhe halten kann, müssen wir aber dann doch zur Landung. Es wartet noch wieder etwas „Papierkram“ auf uns, die Flugbücher müssen geschrieben werden, auch die Prüfung wird dokumentiert. Die praktische Vorauswahlprüfung war damit also auch erfolgreich gelungen, jetzt kann ich, Onkel Thommy, mich wieder unbeschwert freuen.

Anfang Juni geht es dann endlich „richtig los“ mit dem Theorielehrgang in Unterschleißheim. Ich freu mich. 🙂

Zum dritten Teil meines Blog: „Teil 3: Theorielehrgang“